FAMILIENTREFFEN 1996 IN THURNGAU AM 29. SEPTEMBER

In diesem Jahr fand das erste Familientreffen nach langer Pause initiiert von Erika und Konrad von der Grün statt.

Die Ausführungen von Erika sind hier als pdf Download zu finden.

1. Rede von Dr. Erika von der Grün anläßlich des Familientreffens der Familie von der Grün zum 750-jährigen Bestehen der Familie in Thurnau 29. September 1996

Stand 06.08.2006

Liebe Basen, liebe Vettern, den Ort Thurnau haben wir deshalb für das Familientreffen ausgewählt, weil er in der geschichtlichen Gegend unserer Vorfahren liegt.

Nicht weit von hier entfernt liegt das kleine Dorf Grün bei dem Ort Weißenbrunn, südlich von Kronach. Dort ist auf einer waldigen Höhe der Stammsitz der von der Grün, wie neueste Forschungen ergeben haben. Ein Bugwall soll auch heute noch erkennbar sein. Thurnau selbst wird 1318 erwähnt, als Konrad von der Grün mit den Rittern Förtsch von Thurnau, Arnold und Gutend von Beckendorf das Lehensbekenntnis des Vogts Heinrich von Weida und den Lehensbrief des Burggrafen Friedrich von Nürnberg besiegelte.
Östlich von Thurnau liegt Bayreuth, Lindenhardt, Creußen und Pegnitz, wo viele unserer Vorfahren im 16. und 17. Jahrhundert gelebt haben.
Im Tale der Fichtenohe, westlich von Pegnitz haben die von der Grün´s Besitzungen gehabt und sie waren Hammerherren auf den dort liegenden Hammerschmieden. Das sind die Hämmer Kotzen- oder Sunleitenhammer, der Hammer Wolfslohe und der Scharthammer. Alle Hämmer sind noch namentlich vorhanden und im ehemaligen Hammer Wolfslohe steht sogar noch ein ehemaliges Herrenhaus aus der spätmittelalterlichen Zeit unserer Vorfahren. Das Bauwerk steht zwar unter Denkmalschutz, ist aber in denkbar schlechtem Zustand.

Begonnen hat es aber mit der Familie von der Grün schon viel früher. Um 1200 lebte der Ritter Eberhard von Berg, der wie alle seine Nachkommen ein Ministerialer der Grafen von Andechs – Meranien war. Von Eberhard von Berg gehen die adeligen Familien von Berg, von Sparnberg, von Sack und von der Grün aus, die alle gleichen Stammes sind und das selbe Wappen führen.
Das erste Mal hören wir von unseren Vorfahren urkundlich im Jahre 1246 (genau am 21. 7. 1246 ). Hier wird Johann von der Grün im Zusammenhang mit einem Schenkungsbrief des Heinrich von Weida über die Pfarrkirche „Unserer lieben Frau“ zu Gefell genannt.
Der nächste Vorfahre, von dem wir eine Urkunde besitzen, ist Konrad von der Grün, der, wie schon gesagt, im Jahre 1318 im Zusammenhang mit Thurnau genannt wird.
Konrad von der Grün hat mehrere Söhne. Sein Sohn Nikolaus wird 1318 Besitzer der Burg Wildenstein und ist Lehensmann des Bischofs von Bamberg. Der zweite Sohn Conrad ist Besitzer von Reitzenstein bei Berg und wird 1325 Besitzer von Posseck, das nördlich von Kronach liegt. Beide Brüder unterstellen sich mit ihrer Festung Rodesgrün, nördlich von Selbitz gelegen, dem Vogt von Weida. Nikolaus betreibt bereits einen Eisenhammer und wird 1337 als Richter in Kupferberg / Fichtelgebirge genannt. Vielleicht war dort der Gerichtsort der ganzen Gegend.
Während Conrad von der Grün auf Posseck der Stammvater der Freiherrn von Reitzenstein wird, die bis in die Gegenwart bestehen, wird der älteste Sohn von Nikolaus, der sich Nikolaus der Wildensteiner nennt, der Stammvater derer von Wildenstein, die 1820 mit Martin Johann Freiherr von Wildenstein im Mannesstamm aussterben.
Der jüngere Sohn von Nikolaus dem Älteren, Fritz / Friedrich der Ältere wird zusammen mit seinem Bruder Nikolaus der Wildensteiner Lehensmann des Bischofs von Bamberg, indem sie den Besitz zu Marlesreuth – südlich von Selbitz – gegen drei Pfund Heller in ein Burglehen umwandeln. Dieser Friedrich von der Grün der Ältere führt den Familiennamen weiter, während sein Bruder Nikolaus den Namen von Wildenstein annimmt, nachdem beider Onkel sich bereits von Reitzenstein genannt hat.
Mit dem dritten Sohn des Friedrich von der Grün, Fritz der Jüngere, wird eine Tradition aufgegriffen, die bereits bei seinem Großvater erwähnt wurde und die ein neues wirtschaftliches Element darstellt, das nun die weitere Zukunft der Familie von der Grün bestimmen soll.
1414 wird dieser Fritz der Jüngere als Hammermeister auf dem Scharthammer genannt. Es finden sich in dieser Gegend zahlreiche Mühlen und Hammerschmieden, die alle mit Sicherheit in enger Beziehung zur Familie gestanden haben. Der Ankauf von Betrieben im Pegnitztal bringt die Familie in neuen Zusammenhang wirtschaftlicher Tätigkeit und in die Nähe der großen Märkte und damaligen Wirtschaftszentren, in denen sie nun über zwei Jahrhunderte bleiben, blühen und gedeihen.
Im Verlauf des 15. Jahrhunderts erwerben die Familien von der Grün mehrere Hammerbetriebe und nehmen Grundbesitz zu Lehen vom Bischof zu Bamberg. Durch den Erwerb von Anteilen städtischer Steuern (Zehent) treten sie in direkte Beziehung zur städtischen Wirtschaft und Kultur, die sie im Laufe des 16. Jahrhunderts weiter ausgestalten. In den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts werden mehrere Mitglieder der Familie Stadtbürger zu Bayreuth, Creußen, Weiden und Pegnitz und sie gehören zu den reichsten Familien des Amtsbezirkes Pegnitz. Und Pegnitz und sein Amtsbezirk ist ein Teil der bedeutendsten Eisenhammerbereiche Europas. Um 1500 ist ein von der Grün Bürgermeister von Bayreuth, ein anderer Pfarrer zu Bindlach, einer Stadtvogt in Creußen.
Aus der Burggrafenschaft Nürnberg wird im weiteren Verlauf das Fürstentum Bayreuth und dieses wird in der Reformation lutherisch in unmittelbarer Nachbarschaft zu Bamberg. Die Konflikte daraus verschärfen sich gegen Ende des 16. Jahrhunderts und führen schließlich zum dreißigjährigen Krieg. In diesem geht der gesamte Reichtum und die wirtschaftliche Blüte, nicht nur des Eisenhammergebiets, sondern auch der Stadtkultur zugrunde. Die Familienüberlieferung der von der Grün reißt für kurze Zeit ab und nach großer Zerstörung wird wieder ein Konrad von der Grün als Bürgermeister von Lindenhardt bei Creußen, zwischen Bayreuth und Pegnitz, genannt. Er und sein Großonkel Georg aus Bayreuth sind die Stammväter der heute noch lebenden Familien von der Grün.
Die Nachkommen des Konrad von der Grün sind der Lindenhardter Stamm mit den Linien Schnabelwaid, Schwürz und Lessau. Die Nachkommen des Georg von der Grün sind der Thurndofer Stamm mit den Linien Troschenreuth, Treinreuth und Neuzirkendorf.

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